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19.03.2020

Merkel und Spahn: Ausbreitung von Corona verlangsamen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ausführlich über die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus berichtet. „Klar ist: Das Virus ist in Deutschland und in Europa angekommen. Unsere wichtigste Aufgabe besteht jetzt darin, seine Ausbreitung zu verlangsamen“, sagte Merkel, die gemeinsam mit Gesundheitsminister Jens Spahn und dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, in Berlin vor die Presse getreten war. „Es geht um das Gewinnen von Zeit und darum, dass wir das Gesundheitssystem nicht überlasten“, unterstrich Merkel.

„Nichts, was wir tun, ist umsonst. Nichts ist vergeblich.“ Es gehe jetzt darum, bei allen Maßnahmen Prioritäten zu setzen. Wichtig sei, dass alle staatlichen Ebenen arbeiteten und dass die medizinischen Möglichkeiten genutzt werden könnten. Es sei dagegen „nicht das zentrale Problem, ob ein Fußballspiel mit oder ohne Publikum stattfindet.“

Die Bundesregierung werde alle Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Aber genauso seien alle Bürgerinnen und Bürger gefragt. Angela Merkel verwies darauf, dass Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährdet seien. „Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander auf eine Probe gestellt“, warb die Kanzlerin um Verständnis für die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn appellierte daran, dass jeder in der Gesellschaft dazu beitragen müsse, dass sich das Virus möglichst langsam ausbreitet: „Die Verbreitung entscheidet darüber, wie gut unser System damit umgehen kann. Je langsamer es geht, desto besser können unsere Ärzte reagieren.“ Ganz konkret bedeute das im Alltag: regelmäßig und gründlich Händewaschen. Für den Hausgebrauch sei es dagegen nicht nötig, Desinfektionsmittel zu haben: „Das klinische und medizinische Personal braucht Desinfektionsmittel - nicht jeder Bürger. Auch das ist eine Frage von Solidarität.“

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Prof. Dr. Lothar Wieler, berichtete auf der gemeinsamen Pressekonferenz aus wissenschaftlicher Perspektive über Verlauf und Folgen von Corona. Wieler stellte klar: „Wir sind am Anfang einer Epidemie.“ Das Robert-Koch-Institut analysiert das Virus seit Januar intensiv: “Wir wissen, dass es ein pandemisches Virus ist, das 60-70 Prozent der Bevölkerung infizieren wird. Wir wissen nicht, wie lange es dauern.“ Aber auch Wieler betonte: „Je langsamer es geht, desto besser.” Die Fallzahlen werden nach seinen Worten steigen. Die Krankenhäuser müssten sich darauf vorbereiten, dass es mehr Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen geben wird. Im Unterschied zu anderen Ländern erfolge die Analyse in Deutschland von Beginn an systematisch: „Damit gelingt es, den Krankenhäusern und Ärzten Zeit zu geben. Aber die Krise wird kommen und wir müssen uns darauf vorbereiten.“

Das Virus gehe auch an der Wirtschaft nicht spurlos vorbei, betonte Bundeskanzlerin Merkel. Die Bundesregierung habe daher schnell gehandelt. Bereits in dieser Woche wurden die Regeln für Kurzarbeitergeld im Bundeskabinett auf den Weg gebracht. Darüber hinaus werden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Finanzminister Olaf Scholz Ende der Woche detailliert über die möglichen Liquiditätshilfen für Unternehmen berichten. Damit gebe es einen Instrumentenkasten für das jetzt Vorhersehbare, sagt Merkel. Mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft und den Gewerkschaften werde sie am Freitagabend darüber sprechen, ob gegebenenfalls weitere Maßnahmen hinzugefügt werden müssten. Die Staats- und Regierungschefs der EU hätten außerdem vereinbart, sowohl den Stabilitäts- und Wachstumspakt wie auch die Beihilferegeln flexibel zu halten.